Auf meiner Reise nach Amerika
Sorgen- habe ich mir eigentlich keine gemacht. Was soll schon passieren? Ich könnte verdächtigt werden? Mir könnten komische Fragen gestellt werden? Vielleicht wollen Sie wissen ob ich Verbindungen zu terroristischen Organisationen habe, oder ob ich schon mal in Afghanistan oder Pakistan war. Aber so wie ich bin, gehe ich immer vom Guten aus. Alles wird gut laufen. Warum soll ich mir im Vorhinein Sorgen machen? Mich fertig machen? Alle worst-case scenarios im Kopf durchspiele lassen. Wozu bitte? Ich mache mich zwar auf alles gefasst, bin aber mit einer positiven Einstellung von zu Hause losgegangen.
Aber wenn schon was geschieht, dann in Amerika, nicht in Wien, nicht in Amsterdam. Doch irgendwie kam es anders.
Passkontrolle in Amsterdam
Die Reihe war sehr lang. In 15 Minuten sollte unser Flieger starten. Die Menschen waren etwas unruhig. Auch ich. Eine lange Schlange und vier Männer, die die Pässe entgegen nehmen und schnell abchecken. Endlich bin ich dran. “Yallah schnell, ich muss weiter”, dachte ich mir. Aber nein! Nach einem Blick auf dem Passfoto, folgte ein Blick auf mein Gesicht. Up and down- up and down- up and down. Warum sagt der nichts? “Everything okay”, fragte ich. “Is this you?” Sorry, aber jetzt muss ich lachen. “Who else? Of course it is me.” Naja, das muss nicht sein, erklärte er mir: Die Person am Foto (ich ohne Kopftuch) könnte genauso meine Schwester sein oder meine Cousine. Mhm, ich verstehe und nun? Soll ich meinen Flug verpassen, oder was? Ich konnte die Unruhe in der Masse hinter mir schon spüren. Warum dauert das so lange, müssten sie sich gefragt haben. “Vrouw! Vrouw! Vrouw!” schrie er. Was ist jetzt los? Ich blieb ruhig. Sei auf alles gefasst, Nermin. Was müssen sich die Menschen hinter mir gedacht haben. Ach, das will ich gar nicht wissen. Eine Frau ist gekommen, seine Kollegin. Mittlerweile hat er mir erklärt: “Wir müssen Ihre Ohren sehen. Dann können wir feststellen, ob Sie das sind”. Gut, dass er verstanden hat, dass ich mein Kopftuch nicht mitten im Flughafen runter geben würde. Die Frau hat mich zu ihrem Büro geführt und ihren Kollegen gesagt sie sollen den Raum nicht betreten. Nach einer fünfminütigen Beobachtung, saget sie: “This is you!” Na? Wirklich?: Was für eine Erkenntnis? Congratulation!
Vielleicht war das eine ganz gute Vorbereitung auf meine Amerikareise. Just a gentle reminder: “Europe has jerks too”.
Jetzt frage ich mich aber, was wenn eine Frau auch am Foto ein Kopftuch trägt. Was tun sie dann, wenn sie sie nicht wiedererkennen? Dann sollten Frauen, die Kopftuch tragen doch gleich nicht reisen und daheim bleiben, oder?
hahhaahhaaha:) echt lustige geschichte ! super geschrieben!
bin schon auf weitere geschichten und anekdoten gespannt:))))
Zumindest in folgenden Punkten werden wir ja glücklicherweise alle gleich behandelt: Ob ich Verbindungen zu terroristischen Organisationen habe, wurde ich ohne Kopftuch auch gefragt, werden alle Amerika-Reisenden (Indien-Reisende übrigens auch!) gefragt. Wobei ich gerätselt habe, ob irgendjemand auf diese Frage tatsächlich wahrheitsgemäß mit ja antworten würde… Vermutlich nicht, somit könnten sie sich das auch sparen.
Und ob ich tatsächlich ich bin auch – könnte daran liegen, dass ich in meinem 8 Jahre alten Pass nicht nur eine andere Frisur, sondern auch eine andere Haarfarbe habe. Allerdings mussten sie mir das wohl glauben, daran konnte ich ja am Flughafen nichts ändern. Hm, streng genommen müsste ich somit weitaus dubioser erscheinen als Reisende mit Kopftuch, oder? 😉
Wäre interessant, dazu einmal jemanden zu befragen!
Ich versteh nicht wieso da so ein grosses Tralala draus gemacht wird. Auch wenn jetzt jemand zum Beispiel mit einer anderen Haarfarbe als die im Pass herkommt, wird ein zweites Mal nachgefragt. Die Umgebung macht eine grosse Geschichte aus dem Kopftuch oft auch nur deshalb, weil die Frauen mit dem Kopftuch selbst alles viel zu persönlich nehmen.
Jetzt frage ich mich aber, was wenn eine Frau auch am Foto ein Kopftuch trägt. Was tun sie dann, wenn sie sie nicht wiedererkennen? Dann sollten Frauen, die Kopftuch tragen doch gleich nicht reisen und daheim bleiben, oder?
Und was tun wenn Frauen eine andere Haarfarbe haben und nicht erkannt werden, sollen diese daheim bleiben? Wieso als Kopftuchtragende so ein Denken provozieren? In den arabischen Ländern wo das Kopftuch von vielen getragen wird, wird bestimmt auch hin und wieder nachgefragt. Naja..