Archiv des Autors: Nermin Ismail
Khan: „Frauen spielen eine besondere Rolle im Kampf gegen Extremismus“
Sara Khan leitet die Kommission zur Extremismusbekämpfung im britischen Innenministerium. Im Gespräch mit der DW erklärt sie, wie sie Extremismus bekämpfen will – und warum sie selbst Zielscheibe von Extremisten ist.
Hadsch 2018: Die 10 besten Bilder
Hadsch im Hochsommer: Muslime aus aller Welt in Mekka
Millionen Gläubige, Hitze und laute Gebete: Es ist Hadsch in Mekka. Einmal im Jahr wird die saudische Stadt zum Pilger-Hotspot und Schauplatz der größten Menschenansammlung der Welt. Von Nermin Ismail, Mekka.
Auslandsreportage: Gestrandet am Weg nach Europa

9.300 Flüchtlinge haben laut der Organisation für Migration (IOM) 2017 die Überfahrt von Marokko nach Europa geschafft.
Europa hat seine Tore geschlossen. Ein legaler Weg existiert für Flüchtlinge nicht. Doch während Länder wie Österreich, Deutschland und Schweden bereits dabei sind, aufgenommene Flüchtlinge zu integrieren, kämpfen täglich Menschen damit, ihren Traum in Europa anzukommen, nicht aufzugeben. Nermin Ismail war in Marokko, Spanien und Italien unterwegs, um zu sehen, wie Menschen leben, die trotz allen Barrieren nach Europa flüchten –oder es immer wieder probieren.
Mit Fotos von Simon Van Hal
Digitalisierung als Integrationshilfe für Flüchtlinge in Schweden
Schweden gilt nicht nur als Pionier der Digitalisierung, sondern auch als das Land , das gemessen an seiner Bevölkerungszahl die meisten Flüchtlinge in Europa aufgenommen hat. Verschiedenste digitale Werkzeuge sollen den Asylwerbern helfen, den Alltag zu bewältigen, die Landessprache zu erlernen, Amtswege digital zu erledigen, Kontakte zu alteingesessenen Schweden zu knüpfen und auch einen Arbeitsplatz bei einem der vielen Startups zu finden. Nermin Ismail hat sich in Schweden umgehört, welche Rolle die Digitalisierung bei der Integration Tausender Geflüchteter spielen kann.
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Mein neues Buch: Etappen einer Flucht
Alle Informationen und Leseproben zum Buch, näheres über die Autorin und den Fotografen, Bilder die auf der Reise entstanden sind, sowie alle aktuellen Termine, Lesungen und News finden Sie auf dieser Website.
„Wien heute-Redakteurin Nermin Ismail war als Dolmetscherin im Flüchtlingseinsatz und schildert in ihrem Buch „Etappen einer Flucht“ Geschichten einzelner Menschen.“
Interview mit dem Onlinemagazin islamIQ am 25.10.2016
Autoren schreiben problemlos hunderte Seiten, doch was passiert wenn sie ihr Buch auf seine Essenz herunterbrechen müssen? Unsere Serie „Nachgefragt“ liefert Antworten und stellt sowohl Buch, als auch den Autor dahinter vor. Heute mit Nermin Ismail.
Porträt im Kurier am 21.10.2016
Ob im Schlepperzentrum von Izmir, an der griechischen Küste, am ungarischen Bahnhof, an der slowenischen Grenze oder in österreichischen Unterkünften … Nermin Ismail verschafft den Hilfe suchenden Gehör.
Radio Wien Studiogespräch am 21.10.2016
Etappen einer Flucht: Porträt im Kurier
Sie sah viele Männer weinen

Nermin Ismail gibt jenen eine Stimme, die sie auf der Flucht verloren haben.
Von Uwe Mauch
Persönliche Erfahrungen im Grenzbereich, etwa im Hafen der westtürkischen Stadt Ayvalık: Noch vor zwei Stunden hat sie mit Flüchtlingen aus Syrien und Afghanistan gesprochen. Über ihre bevorstehende Schlauchbootfahrt, die Angst, dass sie die griechische Insel Lesbos nicht lebend erreichen werden. Auch über ihr Leben vor der Flucht. Jetzt sitzt Nermin Ismail auf diesem großen fast menschenleeren Fährschiff, das sie zügig, gefahrenlos nach Europa bringt.
Foto: Simon van Hal
„Da ist mir bewusst geworden, wie privilegiert ich bin, dass ich nicht flüchten muss und selbst das Wort ergreifen kann“, sagt Ismail vor der Präsentation ihres Buchs Etappen einer Flucht (siehe auch unten). Die 25-jährige Dolmetscherin, Journalistin und Buchautorin wurde in Wien geboren, sie ist hier gut behütet aufgewachsen. „Meine Eltern waren zuvor von Kairo nach Österreich übersiedelt.“
Und immer wieder diese persönlichen Erfahrungen! Auch vor dem Grenzübergang Spielfeld, wo sie auf beiden Seiten der Zäune zuerst als junge Frau auf der Flucht wahrgenommen wurde – von den Wartenden im Pulk ebenso wie von den Kontrollierenden in den Uniformen. Doch im Gegensatz zu den Wartenden, für die die Politik inzwischen Obergrenzen eingezogen hat, kann sie sich in ihrer Mutter- und der Sprache der Österreicher perfekt mitteilen. Und einen Pass der Europäischen Union besitzt sie auch.
Foto: Simon van Hal
Die Vermittlerin kann sich noch gut erinnern: „Sobald ich etwas gesagt habe, hat sich das Blatt sofort gewendet.“ Für sie zum Guten: problemlos konnte sie all die Sperren, die Europa errichtet hat, passieren.
Sie sah auch Männer weinen
Eine weitere positive Erfahrung für Nermin Ismail: „Dass meine Sprachkompetenz als Chance begriffen wurde.“ Nicht nur von den Dienst habenden Beamten: „Endlich wurde ich gebeten, Arabisch zu sprechen.“ Endlich konnten aber auch arabisch sprechende Flüchtlinge loswerden, was sie seit Monaten bedrückt. Endlich hörte ihnen wer zu: „Ich erinnere mich an einen Mann, der immer wieder aus der Warteschlange austrat. Er sei auf der Suche nach seiner Tochter, erklärte er mir auf mein Nachfragen. Er hatte sie zuletzt im Schlauchboot in der Ägäis gesehen.“ Tränen. Sie sah auch Männer weinen: „Da musste ich meine eigenen Vorurteile revidieren. Manchmal habe ich mir gedacht, dass sie keine Übersetzerin benötigen, sondern viel mehr psychologische Betreuung.“
Foto: Simon van Hal
Ehrenamtlich übersetzte Ismail in Wien am Westbahn- und am Hauptbahnhof, in Traiskirchen, in Nickelsdorf und Hegyeshalom. In Izmir und auf der Insel Lesbos arbeitete sie auch als Journalistin. Auf den Etappen ihrer persönlich gewählten Fluchtroute wurde sie von dem Fotografen Simon van Hal begleitet, dem es gelungen ist, die Menschen als Menschen und nicht nur als Fotomotive abzulichten.
Die Idee, ein Buch über ihre Erfahrungen zu schreiben, ist im Laufe ihrer Arbeit mit den Flüchtlingen entstanden: „Weil so viele Menschen mich gebeten haben, dass ich meinen Landsleuten erzählen soll, dass sie mit guten Absichten in ihr Land kommen wollen. Dass sie sich nach Demokratie und Gleichberechtigung sehnen und nicht nach einem Islamischen Staat. Ich wollte ihnen daher eine Stimme geben, die sagen möchte, dass Flüchtlinge vor der Angst fliehen und selbst keine neuen Ängste erzeugen möchten.“
Sie traf Hilfesuchende mit offenen Wunden, die sie zuvor nur in Filmen gesehen hatte. Sprach mit Todtraurigen nach ihren Suizidversuchen. Öfters klammerten sich ältere Frauen an sie, flehend: „Tochter, bleib’ bitte da!“ In Traiskirchen fragten wiederum syrische Diplomaten: „Wie kann man uns das antun?“
Gesten, die uns nichts kosten
Schwer fällt in solchen Momenten das Trösten. Wie soll man glaubhaft machen, dass alles wieder gut wird? Und wie soll man jenen begegnen, denen zwar die Flucht geglückt ist, die aber jetzt in einem schwarzen Loch versinken, weil sie alles hinter sich lassen mussten und hier keine Arbeit, keine neue Aufgabe, keine Ruhe, keine Normalität finden können? Die Antwort darauf ist einfacher als befürchtet: „Oft sind es kleine Gesten, die uns nichts kosten, die aber viel Positives bewirken können. Jeder kann etwas tun, um das Gemeinwohl zu fördern. Das Mindeste ist für mich, dass ich den Ankommenden zuhöre.“
Die junge Wienerin, die Politikwissenschaft und Pädagogik studiert hat, vergisst nicht, ihren Eltern für deren Weitsicht zu danken. Ihre beiden Schwestern, ihr Bruder und sie mussten während der Schulzeit regelmäßig mit einem Lehrer Arabisch lernen: „Wir haben das damals wirklich nicht gerne getan. Heute bin ich froh und dankbar, dass ich neben dem Deutschen auch meine Muttersprache beherrsche.“
Foto: Simon van Hal
Was hat Nermin Ismail, die jetzt regelmäßig im ORF-Landesstudio Wien arbeitet, weiterhin vor? Ihre Antwort ist klar und deutlich: „Die ehrenamtliche Hilfe hört nicht auf, nur weil auf dem Westbahnhof keine Flüchtlinge mehr ankommen.“
DAS BUCH
Nermin Ismail: Etappen einer Flucht, Tagebuch einer Dolmetscherin mit zahlreichen berührenden Fotografien von Simon van Hal, Verlag Promedia, 240 Seiten, 19,90 €.
Foto: Verlag Promedia
PRÄSENTATION UND DISKUSSION
Am Montag ab 19.30 Uhr im Aktionsradius Wien, 1200 Wien, Gaußplatz 11. Mit Karl-Heinz Grundböck vom Bundesministerium für Inneres und Christoph Riedl von der Diakonie Österreich.
Ramadan ist anders
Mein Terminkalender ist voll. Fast jeden Tag eine Einladung oder Gäste im Hause Ismail. Das Zusammenkommen, die Solidarität mit Ärmeren – sprich Gutes tun – und gleichzeitig das Besinnen auf sich selbst stehen im Mittelpunkt dieses Monats. Ein Monat lang von drei Uhr morgens bis neun Uhr abends nichts essen, nichts trinken, nicht fluchen und nicht schimpfen? Challenge accepted.
„Was? Nicht einmal Wasser?“ Das ist oft die Reaktion auf mein Fasten. Aber im Ramadan geht es um viel mehr. Ramadan-Stimmung ist Lebensfreude: Kleine Laternen leuchten in den muslimischen Haushalten auf, alte Ramadan-Lieder ertönen aus den Lautsprechern, der Geruch traditioneller arabischer Küche (Ramadanspezialitäten wie Atayef, Kunafa und Khochaf) erinnert an alte Zeiten. Ramadan war schon immer eine besondere Zeit.

CC BY-ND 2.0 Annemee Siersma on flickr (Lampen am Baum, Ramadan in Kairo. CC BY-ND 2.0 Annemee Siersma on flickr)
Eine Woche vom Ramadan ist schon vergangen. Ich habe sie bisher sehr gut bestanden. Ja, wirklich, auch ohne meinen Kaffee, den ich normalerweise täglich in der Früh zu mir nehme. Ich faste nicht, um zu hungern oder um mich selbst zu quälen, sondern weil es eine gute Chance ist, mich im Verzichten und im Gedulden zu üben. Ein Monat im Jahr, in dem man versucht sich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren. Ein Monat, in dem man zusammenkommt, Beziehungen auffrischt, über den Sinn des Lebens nachdenkt. Eine Zeit, in der man sich etwas mehr als sonst beobachtet, reflektiert und überlegt: Was stört mich denn eigentlich an mir selbst und inwiefern möchte ich ein besserer Mensch sein.
Wahlkampf-Finale: Ein Rückblick
Zehn TV-Duelle in 150 Minuten im ersten Durchgang. Unzählige Konfrontationen im zweiten. Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen absolvierten in den vier Wochen bis zur Stichwahl mehrere Duelle. Sie lieferten sich einen harten Schlagabtausch nach dem anderen. Begonnen hat es auf Puls4 mit dem ersten Fernsehduell zwischen den beiden Hofburg-Kandidaten. Hier wurde klar: Der softe Kurs ist vorbei. Hier wurden beide ziemlich angriffig, zum Teil auch untergriffig. „Wir befinden uns in einer Situation, die wir so noch nie hatten. Dass ein Bundespräsidentschaftskandidat das Sch-Wort verwendet, ist für einen staatsmännischen Stil unüblich“, erklärt Kommunikations- und Verhaltensprofilerin Tatjana Lackner.
Bis zum legendären Duell auf ATV, das unmoderiert verlaufen ist, schien die Tonalität eine ganz andere zu sein (zu sehen hier). Von der anfänglichen Zurückhaltung Van der Bellens war nichts mehr zu spüren: „Sie haben in den letzten Wochen so viel Kreide gefressen, Herr Hofer. Nur sieht man es Ihnen noch nicht an“, lautete der Vorwurf Van der Bellens, als es um die EU ging. Doch Hofer blieb ihm nichts schuldig: „Herr Doktor, Sie sind heute so böse. Ich weiß gar nicht warum? Ich habe Ihnen nichts getan.“

APA/ HANS PUNZ
Verlorene Kinder
Endlich in Europa angekommen, und schon hat sich ihre Spur verloren. Das Problem: Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die ohne Eltern in Länder der EU eingereist sind, sind im System nicht mehr auffindbar. Niemand weiß, wo sie sind und warum sie verschwunden sind. Ende Jänner veröffentlichte die europäische Polizeibehörde Europol eine vorsichtige Schätzung, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Im April hat Deutschland konkrete Zahlen geliefert. Das Bundesinnenministerium berichtet von fast 6.000 Kindern, davon 555 unter 14 Jahren, die in Deutschland als vermisst gelten. „Die Kinder, die in den letzten Monaten angekommen sind, wurden teils kaum registriert, teils doppelt registriert und sind quer durch europäische Länder gereist. Das ist gefährlich, weil die Kinder dadurch leichter Verbrechen zum Opfer fallen können. Weil man nicht einmal weiß, wo sie sind“, erklärt Ruth Schöffel, Sprecherin von UNHCR in Wien.

APA/AFP/Louisa Gouliamaki
Buchpräsentation „Ungehörte Stimmen“
Vortrag / Diskussion
Alte Muster – neuer Kontext
Fragen von Ungleichheit, Marginalisierung und Diskriminierung sind heute aktueller denn je. Mechanismen der Repräsentation sowie Formen der Wissensproduktion, also der Etablierung von „Wahrheit“, beschreibt die Autorin Nermin Ismail als fundamental für Herrschaft. Nicht erst seit Köln stehen Flüchtlinge im Mittelpunkt der medialen Debatte. Inwiefern prägen postkoloniale Züge die aktuellen Debatten rund um das Flüchtlingsthema?
Nermin Ismail, Politologin, Autorin, Journalistin, ORF
Alexander Pollak, SOS Mitmensch
Birgit Sauer, Politologin, Universität Wien
Moderation: Hanna Hacker, Kulturwissenschafterin, Universität Wien